Tag 39 Fields of Gold

Die Schlafsäcke sind feucht, die Luft ist feucht und wir haben wenig geschlafen. Die Hunde um uns herum haben uns immer wieder wach gemacht und durch die feuchte Luft hat alles geklebt, obwohl wir uns vorher mit dem Waschlappen einigermaßen sauber gemacht hatten. Bis wir fertig abgebaut und gepackt haben ist es halb 10. Wir wollen heute soviele Kilometer schaffen, wie wir können, damit wir es vielleicht morgen nach Dushanbe schaffen können. Nach 5 km steigt die Straße an, über 7km machen wir 300 Höhenmeter, das ist gut fahrbar. Was uns die Freude über den langsamen Anstieg nimmt ist der Verkehr. Nicht nur das die Straße seit wir in Kulob rein gefahren sind gut befahren ist, es sind auch viele Idioten auf der Straße. Die großen LKWs mit Anhänger kennen uns Radfahrer schon vom Pamir Highway und lassen uns gut Platz, im Gegensatz zu den Einheimischen Autofahrern, die endlich eine gute Straße zum schnell fahren gefunden haben und das auch nutzen. An die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 oder 50 km hält sich wirklich niemand. Gerade die Reisebusse und Baustellen-Trucks brettern mehr als nah an und vorbei. Auch überholen Autos von der Gegenseite, sehen uns also sehr gut und ziehen schon ultra früh raus. Wir hoffen, dass es schnell besser wird, denn bis Dushanbe haben wir keine Lust auf so einen Verkehr. Landschaftlich ist hier alles gelb. Gräser und Felder und Staub, alles ist gelb. Nach dem Anstieg geht es mal etwas rauf, mal runter aber zumeist flach durch diese Felder aus Gold. Der Verkehr wird nur langsam besser. Um 14:30 Uhr machen wir Mittagspause und bis dahin sind wir hohes Tempo gefahren und haben 60km geschafft. Wir träumen also von 90km heute, auch wenn die letzten 20 km wieder bergauf gehen werden. Bis in die nächstgrößere Stadt Danghara sind es nur 7km, wir stoppen an einer Tankstelle mit Wasserschlauch und waschen unsere Wechsel-Fahrradhose. Ian hat seine zweite an Daniel vermacht, da der nur noch eine hat. So kann Ian meine Shimano anziehen und ich habe meine Mavic und die Vaude. Die Vaude Radhose, die ich mit habe ist eher eine zum unterziehen. Ich würde sie aber nicht mehr kaufen, sie fühlt sich an wie eine Pampers. Ich würde die 20€ mehr investieren und eine normale Shorts kaufen. Das Waschen dauerte eine Weile, dann machen wir einen Colastop an einen der kleinen Supermärkte. Als wir auf die Uhr schauen ist es 17:00 Uhr, es werden also keine 90km mehr. Dafür ist die Zeit zu knapp bis die Sonne untergeht. Und wenn Sie untergeht ist es dunkel! So etwas wie Straßenlaternen gibt es nur in größeren Städten und auch nur im Flachland, wo es garantierten Zugang zu Elektrizität gibt.

Wir kriechen den Berg hoch, dann kommt endlich das Dorf wo wir nach Wasser und einem Platz zu schlafen fragen können. Wir können alle Wasserflaschen randvoll auffüllen, so haben wir genug für Pasta und Tee und uns zu Waschen und für Frühstück und nochmal Tee.  Campen können wir gleich gegenüber, etwas höher gelegen auf den Feldern. Nur noch einmal das Rad den sandigen Weg hinauf schieben und wir suchen uns ein relativ ebenes Plätzchen auf dem Hochplateau. Von hier können wir Danghara sehen, die 3-4 großen Straßen haben Laternen, manche Häuser sind beleuchtet. In unserem Dorf gegenüber brennt nicht ein Licht. So nah liegen die Unterschiede (Elektrizität und keine Elektrizität) hier nebeneinander, 7km voneinander entfernt. Wir schaffen 82km. Morgen sind es 84km bis Dushanbe, welches wir unbedingt, spätestens Donnerstag in der Früh erreichen wollen, damit wir am Donnerstag zur uzbekischen Botschaft gehen können, um noch vor dem Wochenende unser Visum zu bekommen. Öffnungszeiten der Botschaft 9-12 Uhr Montags bis Freitags. Im meinem nächsten Leben arbeite ich in einer Botschaft...wie die auf eine 40Stunden Woche kommen wollen ist mir ein Rätsel. Vielleicht arbeiten die ja alle Teilzeit?! Die morgige Strecke ist nur zu schaffen, wenn man durch beide Tunnel fährt, wobei der Zweite mit 5km Länge und viel Verkehr für Radfahrer echt blöd sein soll. Der Pass obendrüber soll schön sein, aber der geht richtig hoch und das ist zeitlich für uns nicht drin. Ohnehin ist der morgige Tag bergig mit insgesamt ca. 1500 Höhenmetern. Vorerst muss ich gut schlafen, denn mein Bauch hat heute Mittag wieder abgefangen zu schimpfen. So zahlt sich heim, wenn man direkt nach einer Nacht mit Magen-Darm weiterfährt als wäre nichts gewesen, obwohl der Körper 1-2 Tage zum regenerieren bräuchte. Gleiches gilt natürlich für Ians Körper, der sich heute Abend aber besser fühlt als ich.