Tag 38 Trappen, immer weiter trappen

Die Straße ist großartig, nach 5km fängt sie an anzusteigen. Zwischen 6% und 10% ist alles dabei. Schon nach dem ersten 8% Anstieg sind die Jungs mir gut voraus. Jeder hat nur eine Trinkflasche Wasser, denn vor dem Aufstieg zum Pass gab es keine Möglichkeit mehr die Flaschen aufzufüllen. Die Sonnencreme schwimmt auf meiner Haut, denn ich schwitze sofort in der Sonne. Wenn man nichts tut, ist es in der Sonne sehr angenehm, aber bei der Strampelei bergauf, treibt es einem die Schweißperlen durch die Poren. Das Wasser ist schnell alle, ein Kran-Laster fährt neben mich und winkt mir zu, dass er mich mitnehmen kann. Ich winke ab. Ich überlege noch eine Weile ob das eine gute oder schlechte Entscheidung war, denn klar ist, dass die Jungs eine ganze Weile auf mich warten müssen, denn ich bin deutlich langsamer. Der LKW ist jedoch auch sehr langsam und an einigen Stellen überhole ich ihn sogar wieder. Dann hör ich Ian rufen "You can do it Liedl (einer meiner Spitznamen)" Sie warten in der Serpentine über mir.

Ich strample weiter, trappen, weiter trappen. Als ich an der Stelle ankomme sind die Jungs weg, aber 3 nette Jungs rufen mit zu und rufen auf Russisch"Kein Wasser mehr?" Sie haben welches dabei und ich kann meine Trinkflasche auffüllen. Weiter geht es. Meine Knie beschweren sich langsam und die Oberschenkel fühlen sich schon jetzt an wie Muskelkater. Dann endlich scheint es ein Ende zu haben, ich sehe die Jungs. Unser aller Wasser ist inzwischen wieder leer. Daniel schaut auf seiner Karte nach, die ihm auch Höhenmeter anzeigt. Nur noch 400 Höhenmeter Steigung. Waaaaaas??? Noch weiter? Ich wusste zwar, dass wir einen Pass machen, aber das zwei Tage nach meiner Magen-Darm Geschichte ist echt kein Witz. An eine der Seitenwände der Strasse kommt Wasser aus der Wand, ich weiß zwar nicht ob das ok ist zu trinken, aber es sieht schonmal sauber aus. Ich werfe eine der Wasseraufbereitungs-Pillen hinein, nur für den Fall. Weiter, immer weiter, es hilft ja nichts. Der Kran-LKW ist inzwischen auch außer Reichweite, der hat mich seit dem Wasser holen überholt. Ich halte noch eine Weile durch bis ich denke, dass eine halbe Stunde um ist, schüttel die Flasche und trinke von dem Wasser. Auch nach ein paar Minuten sagt mein Magen nichts, scheint vorerst In Ordnung zu sein. Die 1200 Meter Aufstieg werden hart erkämpft. Oben fühlen sich meine Beine an wie Flubber. Wir füllen Wasser an einem Brunnen auf und bekommen vom Besitzer leckere Äpfel, die wir essen. Wir fahren weiter und wollen die Mittagspause etwas nach Hinten schieben. In Shurobod kaufen wir etwas ein, vor allen Cola und Fanta, um unser Zuckerlevel wieder auf den richtigen Stand zu bringen. Als wir aus der Stadt raus fahren stoppt uns quasi ein kleiner Welpe. Sofort legt er sich zu Ians Beine unter sein Fahrrad. Ganz flauschig ist er und gibt sich größte Mühe, dass er bei Ian bleiben darf. Aber das geht nicht und wir befinden außerdem, dass es nicht richtig wäre von hier einen Hund mitzunehmen, wenn in Deutschland so viele in Tierheimen auf ein Zuhause warten. Die Hunde kennen nichts anderes, sie wachsen so auf, als Streuner oder als Wachhund der immer draußen ist und deswegen nie gestreichelt wird (oder extrem selten). So hat uns jedenfalls einer der Besitzer erklärt. Da mein Hund immer dreckig ist, streichel ich ihn nie. Hunde als Haustiere haben hier eine andere Rolle und werden nicht verwöhnt und auch eher nicht als Teil der Familie gesehen. Sondern als Haus und Nutztier wie es auch ihre Schafe oder Kühe sind. 

Schweren Herzens lassen wir den Kleinen zurück. Dann gibt es eine Polizeistation und dahinter eine Militärstation.

Wieder kein Mittag, wir beschließen, dass ein Ultra Sports Riegel und ein Snickers reichen muss. Es geht noch einmal etwas rauf und dann runter, auf wiederum total schlechter Straße. Zum Glück ist das irgendwann auch vorbei und wir rasen hoch konzentriert im Affentempo die Straße runter. Bis nach Kulob, dort wird auf dem Bazar kurz eingekauft. Bis alles organisiert ist, ist es schon 17:30. Ein Junge, der Englisch studiert begleitet uns nun bis aus der Stadt, zeigt uns wo wir Wasser auffüllen können und hält auch am Berg mit seinem Single Speed BMX gut mit. Es wird langsam dunkel und wir finden keinen richtigen Schlafplatz. Wir fragen einen Bauer, der vom Feld kommt. Ja klar kein Problem, wir können das Zelt aufbauen. Der Platz ist eher schlecht, aber was bleibt uns schon. Neben Hundegebell und feuchter Wiese schlagen wir unsere Zelte auf.