Tag 23 Papierflugzeuge

Die Nacht hat es geschneit. Wir sind beide ein paar Mal aufgewacht, aber kein Kopfweh, keine Übelkeit. Gefroren haben wir nicht. Das Zelt, die Isomatten und die Schlafsäcke waren eine gute Investition. Wir liegen noch nicht eine Weile, bis die Sonne unser Zelt berührt und die Luft langsam etwas wärmer wird. Überall an den Berghängen liegt noch leichter Schnee. Gezeltet haben wir auf ca. 4100 Höhenmetern. Ganz langsam wird gefrühstückt und zusammengepackt. Als wir loskommen ist es bald halb 12. wir fahren die gewellte Schotterstraße entlang, füllen am Fluss unsere Wasserflaschen auf, bevor es bergauf geht. Richtig bergauf, auf Schotter! Ich schaffe nur ein paar hundert Meter, dann muss ich absteigen, damit mein Puls sich erholen kann. Ich schafft die Steigung mit einigen Pausen, ich muss das Meiste schieben - auch mit Pausen. Die Farben de Berge, diese Mondlandschaft ist einmalig und entschädigt ein bisschen für die Quälerei. Jetzt geht es für 3 km flacher weiter, dann folgt nochmal ein guter Anstieg.

Ich versuche zu fahren, jedoch verliere ich auf dem Schotter immer wieder die Kontrolle über mein Rad, weil ich zu langsam bin. Für einen höheren Gang fehlt mir jedoch die Kraft. So schiebe ich wieder das meiste. Wir bleiben stehen, 2 Radfahrer kommen uns entgegen. Der eine aus der Schweiz, gehörte quasi zu den 2 netten Jungs aus Holland und Deutschland, die wir gestern getroffen haben. Der andere ist auch Holländer. Wir erzählen kurz und erfahren, dass ab hier quasi Pamiri Zeit gilt, das heißt es ist schon eine Stunde später. "Nur noch 100Meter" dann habt ihr es geschafft, ist nicht mehr weit. Diese 100Höhenmeter dauern gefühlte 40 Minuten, ich schiebe zu 90%. Ian ist schon eine Weile oben, 4655Meter über dem Meeresspiegel. Aus eigener Kraft! Wir machen schnell ein paar Fotos, ich ziehe meine Regenhose über. Innerhalb kürzester Zeit fängt es an zu schneien. Graupelschauer, die Straße, welche noch immer im schlechten Zustand ist, verschwindet langsam unter weißen Graupelkörnern. Dann taucht ein kleiner Hof auf, 3 Leute sind draußen. Unsere Hände sind halb erfroren. Die eine Frau kommt auf uns zu und ich frage sie nach "Chai", also Tee, sie nickt und winkt uns herein. Drinnen ist es wieder super warm, es gibt soooo leckeres Brot dazu. So gutes hatten wir lange nicht. Ian sagt es schmeckt wie Bagel. Dazu gibt es Yakbutter. Wir wollen nur kurz bleiben, doch der Schnee wird immer stärker. Jetzt fahren, um etwas tiefer gelegen auf weniger Schnee zu hoffen, oder bleiben. Der Opa hat schon 3mal gesagt wir sollen die Fahrräder reinbringen und hier schlafen. Bei dem Wetter würden wir maximal 10km weit kommen, das wären vielleicht 300 Höhenmeter weniger. Da hätten wir dann im Schnee das Zelt aufbauen müssen. Wir entscheiden uns zu bleiben. Ob das richtig oder falsch war, schwer zu sagen. Es schneit heftig und gewittert dazu. Die Frau sagt, dass es in Murghab bestimmt auch geschneit hat und der Ort liegt ungefähr auf 3500 Höhenmetern. Morgen werden wir sehen wie schlecht das Wetter aussieht. In der Zwischenzeit spielen wir mit dem 3 jährige Sohn. Der Luftballon ist zwar interessant, aber als ich mit Papierfliegern anfange, packt ihn der Ehrgeiz. Mindestens eine Stunde werfen wir den Flieger hin und her. Wir bekommen noch Abendessen, obwohl wir kaum Hunger haben und dann unterhalten wir uns noch ein wenig. Der kleine Junge wird nicht müde und wir schauen noch ein paar Videos auf dem Handy und dann gehen wir schlafen. Zu dem Zeitpunkt schneit es noch immer.