Tag 21 Perfekter Campingplatz

Shamurat, unser Gastgeber fährt uns schon früh um kurz nach 7 zur Grenze. Es dauert auch eine Weile, weil die Straße in keinem guten Zustand ist. Die Kirgisische Grenze ist relativ schnell passiert. Ein paar Fragen und dann haben wir die Pässe gestempelt. Danach steigt die Straße stetig an. Um in den ersten schalten zu können, muss Shamurat das Auto anhalten, Steine hinter den Hinterreifen legen und dann das Auto wieder starten. Manchmal brauch ich es mehrere Versuche. Seit der kirgisischen Grenze besteht die Grenze nur noch aus Schotter und wir durchqueren auch nicht einen Fluss. Die Serpentinen sind relativ steil, aber nicht so sehr wie die nach Sary Tash hoch. Wir sind sehr dankbar, dass wir gefahren werden. Oben auf dem Pass ist es ordentlich kalt, ich ziehe noch eine 2te Hose über. Wir bauen die Fahrräder wieder zusammen und fahren ca. 1km bergab zur tadschikischen Grenze. Ein Auto mit deutschen Touristen erzählt uns, dass ein anderes Auto schon 2 Std lang festgehalten wird, das ganze Gepäck durchsucht wurde. Die deutschen Touristen warten nun nur auf ihren kirgisischen Fahrer, denn nur ganz selten haben die Fahrer ein Permit/Erlaubnis, über die Grenze zu fahren.

Wir haben Glück, bei uns geht es schnell. Unser Visum wird gestempelt und wir können passieren.

Es geht eine Weile bergab, Schotterpiste, die entwickelt sich nach und nach mehr zu einer "washboard" Piste mit seitlichen, tief ausgewaschenen Rillen. Ein Franzose kommt uns entgegen. Er hat ein super positives Gemüt und ist euphorisch und stolz, dass er das Pamir bezwungen hat. Nur noch ungefähr 300 Meter bergauf und auf der anderen Seite herunter.

So eine Begegnung macht Spaß und gibt neue Energie. So langsam wird die Straße etwas besser und es geht wieder bergauf. Es zieht sich und in dieser Höhe von nun ungefähr 4000 Höhenmetern geht der Puls ordentlich und wir sind deutlich langsamer als normal. 

Dann endlich geht es bergab. Der Karakul See kommt in Sichtweite. Doch als unsere bergab-Fährt beendet ist bläst und starker Wind und entgegen. Leicht von der Seite und von vorne, ich versuche Windschutz zu geben, immer wieder weht uns Sand und Staub entgegen. Mein Puls jagt in die Höhe, wir wollen aus dieser Zone heraus, wir wissen dass die Straße irgendwann eine Kurve machen muss und wir ab da weniger Wind oder Rückenwind haben sollten. Ich schnaufe wie wild und bin am Limit mit meiner Kraft. Irgendwann kommt dann die ewig langgezogene Kurve und der Wind wird langsam besser. Der Ort Karakul kommt in Sichtweite. Am Ortseingang treffen wir ein belgisches Pärchen, was im Ort gegessen und aufgewärmt hat. Es ist nun ca. 16:00 Uhr. Wir entscheiden einzukaufen und dann noch etwas zu fahren und nicht hier in einem der Homestays zu übernachten. Auf dem Weg zum Supermarkt (dessen Standort wir erfragen müssen, es gibt nirgendwo ein Schild), verliere ich noch eine Mutter meines vorderen Gepäckträgers. Schon in Uzbekistan hatte ich eine verloren, wie ärgerlich! Dabei hatte ich genau diese an der Grenze nochmals angezogen. Zum Glück hat Ian noch Ersatz. 

Der Supermarkt ist mini. Es gibt nur Reis und Nudeln, Zucker, Tee und als einzig frisches Eier. Ich kaufe eine Flasche Saft, Wasser gibt es nicht, Nudeln und Eier. Wir füllen alle Flaschen auf, denn am nächsten Tag werden wir nur ganz wenige Möglichkeiten haben, Wasser aufzufüllen.

Wir fahren noch 5 km und entscheiden am See zu campen. Ohnehin kommen hier kaum Autos entlang und wir finden einen einigermaßen geschützten Platz. Instantnudeln mit Ei und Brot! Und Saft zu trinken. Das haben wir uns verdient! Wir wissen schon jetzt, dass uns morgen alles weh tun wird, weil die Fahrt mit dem Seiten-bzw. Gegenwind immer eine ungleichmäßige Belastung zur Folge hat. Außerdem merken wir die Höhe.

Bevor wir schlafen gehen, sehen wir einen phänomenalen Sternenhimmel. So klar und man sieht die Milchstraße deutlich. Leider haben wir keine Kamera, die dieses Bild aufnehmen könnte.