Tag 13 Grundlage oder erste Bewährungsprobe

Die Nacht war kalt, aber wir haben nicht gefroren und gut geschlafen. Wir frühstücken hart gekochte Eier, Honigbrot und etwas Porige mit Nüssen. Bis wir alles abgebaut und das Fahrradgepäck organisiert haben, ist es wieder nach 10. Aber das ist ok, da wir heute ausreichend Zeit haben Sary Tash zu erreichen und vor 10 ist es noch gut frisch, erst dann wärmt die Sonne die Luft langsam auf. 

Wir fahren wieder leicht bergauf, neben uns türmen sich immer höhere Berge auf. Wir sehen ganze Gruppen an Greifvögeln mit 20-30 Tieren. So langsam merken wir, dass die Höhe mehr Energie raubt und machen ausreichend Pause. Der Wind weht teilweise ordentlich und so ist es in Schatten richtig kühl. Ich habe schon seit 2 Tagen eine leichte lange Hose über der Radhose an. Dann geht es los, die Steigung nimmt deutlich zu, wir haben Gegenwind, der den Aufstieg deutlich erschwert. Jetzt wird nur noch durch den Mund geatmet, der Puls steigt. Alle 200-300 Meter muss ich kurz stoppen, bis meine Atmung sich erholt und der Puls etwas runterfährt. Die ersten Serpentinen sind genauso steil, wie die Steigung auf der Geraden davor. Wir schätzen die Steigung auf 7%-10%. Zum Glück bekommen wir nun ein paar Streckenabschnitte mit Rückenwind. Es zieht sich, wir machen nochmal eine etwas längere Pause. Ich schlafe auf der dünnen Fleecedecke, die wir sonst zum sitzen benutzen, beinahe ein. 

Als wir uns wieder aufs Rad schwingen wollen, kommen uns 2 Radfahrer von oben entgegen, sie halten. Die 2 Spanier sind Guides für Wandern und Radfahren, hauptsächlich in Spanien, oder Italien. Dies ist ihre erste große Tour. Sie geben uns wichtige Infos über die Strecke entlang der afghanischen Grenze und den Streckenbedingungen. Sie haben von Dushanbe die südliche Route entlang der afghanischen Grenze genommen und sind dann bei Khorogh nicht ins Wakhan-Tal, sondern weiter entlang des Pamir Highway gefahren. Die Straßenbedingungen waren gut, sodass man nicht ständig auf den Boden vor sich gucken musste.

Das lässt uns etwas nachdenken, wie wir unsere Strecke weiter gestalten wollen.

Weiter geht es. Wir kämpfen uns den Rest des Berges hinauf, die Steigung ist nun nicht mehr ganz so stark. Der Pass ist mit 3600 Höhenmetern gekennzeichnet und als wir oben sind ist es kalt und wir ziehen unsere Jacken an. Danach geht es ein Stück herunter, dann wieder selbige Höhenmeter bergauf, bevor uns das Schild mit 4.2km bergab angezeigt wird. Als wir um die Kurve fahren sehen wir sie - schneebedeckte Berge, nochmal beinahe doppelt so hoch, als wir derzeit schon sind. Peak Lenin (7134m) taucht auf. Es raubt mir den Atem, die Schönheit ist unbeschreiblich. Schon immer faszinieren mich Berge, aber dass ich mal vor so einer Gebirgskette stehen darf ist unglaublich.

Mein persönliches Ziel Nummer 1 dieser Tour ist erreicht. Diesen Anblick werde ich die nächsten Tage genießen.

Als wir in Sary Tash ankommen ist der Gastgeber unseres Gasthauses nicht da, aber die Nachbarn bitten uns herein zu warten. Wir bekommen Chai, Joghurt und Brot mit selbstgemachter Aprikosenmarmelade, die süchtig macht. Wir haben lange nicht so etwas leckeres gegessen wie diese Marmelade. Dann ist Sharmurat da, er bittet uns herüber ins Haus. Er spricht sehr gut Englisch. Er ist Mountain-Guide und führt Skitouren am Peak Lenin. 

An dem Abend kommen noch 2 weitere Radfahrer aus Innsbruck (der eine ist ebenfalls Guide für Wander und Radtouren, der andere Allgemeinmediziner) hinzu und auch 2 Deutsche, wovon wir einen schon vorher auf der Straße getroffen hatten. Es wird ein unterhaltsamer Abend, wir tauschen Erfahrungen aus und auch die Österreicher sind nicht das Wakhan-Tal gefahren und berichten positives über die alternative Strecke.

Morgen geht es früh raus, denn wir haben von Osh aus eine "Touristische Tour zu Pferd" gebucht. Die Chance hier in Kirgisistan müssen wir nutzen, so gönnen wir uns etwas Tourismus.